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20:15 – 300*

29 Okt

300.000 Einwohner, 300 Jahre Karlsruhe. Und wir sind nicht 300, ja nicht mal 30 – sondern im Moment 15 Kolleginnen und Kollegen, die das Projekt „KA2015“ mit bestreiten. Wir kämpfen allerdings nicht gegen die Perser oder Windmühlen, viel mehr mit komplexen Abstimmungsprozessen, dem immensen Projekt- und Ideenandrang der Karlsruher Bürgerinnen und Bürger (Hut ab für so viel Engagement und Kreativität!) und einer beachtlichen Veranstaltungsliste.

"Das ist kein Wahnsinn. Das ist Karlsruhe!"

„Das ist kein Wahnsinn. Das ist Karlsruhe!“

Bis es allerdings soweit ist und wir im Jahr 2015 gemeinsam über 15 Wochen unser 300-jähriges Stadtjubiläum feiern, gibt es noch so einiges zu tun. Ein Weg von 20 Monaten liegt vor uns: Was im ersten Moment nach viel Zeit klingt, ist in Wirklichkeit schneller rum als man denkt. Also packen wir es an.

Was sich alles hinter den Kulissen tut, wie es uns auf der Reise zum Stadtjubiläum 2015 ergeht und was bis dahin noch alles Aufregendes passiert, das könnt ihr im KA2015-Blog hautnah mit verfolgen. „Das ist kein Wahnsinn. Das ist Karlsruhe!“

(^dm)

*In Anlehnung an den Kinofilm „300“

Tetris-Wettbewerb vs. Klangpark: Welches Stadtteilprojekt gewinnt?

13 Sept

Das Beste am Stadtjubiläum 2015 für mich persönlich ist die Tatsache, dass Bürgerinnen und Bürger aus Karlsruhe aufgefordert werden, ihre Ideen für das Stadtjubiläum einzubringen. Dies können die Bürger auf verschiedenste Art und Weise machen. Momentan brandaktuell: Die Stadtteilprojekte.

So oder so ähnlich könnte der Klangpark aussehen

So oder so ähnlich könnte der Klangpark aussehen

27 Stadtteile bekommen pro Einwohner des Stadtteils 2 Euro, um dieses in innovative, die Lebensqualität der Bürger steigernde Projekte zu investieren. Die Ideen für diese Projekte sollen direkt aus der Bürgerschaft kommen. Bis zum 1. November 2013 sind die Bürgerinnen und Bürger noch aufgerufen, Projektideen bei dem Bürgerverein oder Ortschaftsrat ihres Stadtviertels einzureichen. Was die Karlsruher wohl für Ideen haben?

Ein bisschen haben wir schon reingehört in die Bürgervereine: Durlach möchte einen Teil von seinen knapp 60.000€ rein für Jugendstadtteilprojekte ausgeben. Das finde ich, als ehrenamtliche Jugendarbeiterin, natürlich sehr vorbildlich! Doch wie sieht ein Jugendstadtteilprojekt aus? Ein neuer Bolzplatz? Eine neue Attraktion im Jugendhaus? Oder ein neuer Kletterturm?

Tetris spielen mit dem Landratsamt?

Tetris spielen mit dem Landratsamt?

Und überhaupt: Über was diskutieren denn die anderen Stadtteile so? Über eine einmalige Veranstaltung wie z.B. ein Tetris-Spiel-Wettbewerb mit den Fenstern des Landratsamtes in der Südweststadt? Über den Bau eines Klang-Parks oder Musikgartens (was auch immer dahinter stecken möge) oder über eine Sommerrodelbahn auf der Mülldeponie?

Aber man darf nicht vergessen: Viele der Stadtteile sind viel älter als Karlsruhe selbst. Man denke beispielsweise an Palmbach, wo schon 1701 Waldenserfamilien angesiedelt wurden. Oder an Rintheim, welches erstmals 1110 n. Chr. urkundlich genannt wird. Denkbar wäre also auch, die Geschichte der Stadtteile an Karlsruhes 300 jährigem Jubiläum ein wenig in den Vordergrund zu rücken. Eine Ausstellung zu den Waldensern oder zum Leben im Mittelalter in Rintheim wäre doch super!

Südweststadt - einer von 27 Stadtteilen

Bei den Stadtteilworkshops im November 2013 werden pro Stadtteil zehn der eingereichten Ideen interessierten Karlsruherinnen und Karlsruhern vorgestellt. An diesem Tag entscheidet der Bürgerverein oder Ortschaftsrat über das Gewinnerprojekt.

Ich persönlich werde die Projekte 2015 nicht mehr als Praktikantin des Stadtmarketings begleiten, sondern als eine von knapp 300.000 Karlsruhern.

Jetzt bin ich aber erst einmal sehr gespannt, was sich die Karlsruher alles einfallen lassen! Wenn ihr noch Ideen habt, dann meldet euch bei eurem Bürgerverein!

(^jk)

Save the Date – Einladung zum Stadtjubiläum 2015 auf der ITB in Berlin

12 Mär

ITB 2013 Berlin, Stand Karlsruhe, Halle 6„Herr Käthler, warum stellen Sie in Berlin das Karlsruher Stadtjubiläum vor?“ lautet eine der Journalistenfragen. „Die Stadt feiert Geburtstag. Alle sind eingeladen. Da es für eine Stadt nicht möglich ist, jedem seine individuelle Einladung zuzusenden, sind wir hier – auf der ITB. Wo diejenigen hinkommen, die wiederum die Einladungen an die Geburtstagsgäste verteilen, nämlich Reiseveranstalter, Journalisten und Reiselustige aus aller Welt. Es braucht zwei Jahre, um Aufmerksamkeit zu wecken und deswegen sind wir dieses Jahr hier,“ erläutere ich in die Kamera von Baden TV und später im Pressegespräch.  Wir setzen das erste Zeichen für die Terminkalender: 17. Juni 2015. Stadtjubiläum. Karlsruhe. Freihalten! Oder neudeutsch: Save the date!

Karlsruhe ist jedes Jahr auf der ITB. Immer mit einem Thema, mal mit Kultur, mal mit Sport, mit einem Festival oder einer Ausstellung. Die nächsten drei Jahre stehen ganz im Zeichen des 300. Stadtgeburtstags. Grund genug, das hier zu präsentieren.

ITB 2013 Berlin, Stand Karlsruhe, Halle 6Und wir haben das nicht alleine gemacht. Herr Prof. Weibel hat das ZKM und die Globale vorgestellt und Klaus Hoffmann innovative Ansätze der touristischen Vermarktung. So überrascht der Karlsruher Stand dadurch, dass er vermutlich der einzige auf der großen ITB ist, an dem es am Donnerstag keine Broschüren gibt. Die Prospektständer, die normalerweise stündlich kontrolliert und nachgefüllt werden, bleiben leer. In der bunten Messeglitzerwelt weist nur eine Pappe darauf hin, dass Karlsruhe einen papierlosen Tag hat. Tolle Idee, denke ich. Mal nicht dadurch auffallen, dass man alles größer, lauter und bunter macht, sondern durch weglassen. Kompliment an die Kollegen von der KMK. Und wer Informationen will, bekommt einen Stick. Passend zur IT-Hauptstadt.20130307_170848

Überhaupt passt alles sehr gut zusammen: Das ZKM hat eine kleine Stele mitgebracht, mit QR-Codes, mit denen man die Globale erläutern kann. Denn eins ist klar. So einfach ist das nicht zu verstehen. „Globale?“ Eine Kunstausstellung? Warum „Globale“? Was ist das besondere daran?  Das erklärt Prof. Weibel, indem er zur Stele geht und ein iPad an den QR-Code hält. Und man sieht nicht mehr den QR-Code sondern plötzlich erscheint auf dem iPad ein Kunstwerk aus dem ZKM. Karlsruhe beamt sich sozusagen nach Berlin. Mittels Medientechnologie. Ein schönes Bild und ein schönes Symbol für Karlsruhe. Für seine Innovationen, seine Kunst und Technologien. Und ein Vorgeschmack auf die „Globale“ im Jahr 2015. Wenn 300 Tage Kunst aus aller Welt im ZKM zu sehen sein wird.

Inzwischen ist die Pressekonferenz vorbei. Beim Rundgang durch die ITB ist mir aufgefallen, wie andere Städte ihre Festivals für 2014 präsentieren. Sozusagen ein Jahr davor. Mit großen Bildern. Dreidimensional. Wie die Quadriennale Düsseldorf, die übrigens federführend von dem Karlsruher Prof. Wolfgang Ullrich (HfG) kuratiert wird. Fest steht, nächstes Jahr sind wir auf der ITB wieder dabei. Wie genau, das diskutieren wir mit den Marketingexperten von der Tourismusorganisation von Baden-Württemberg. Eins ist klar: Nach der ITB ist vor der ITB.  (nk)

Die Verdingsungsunterlage

28 Feb

Mein meistgebrauchtes Wort zurzeit ist „Unterlage“. Früher war das für mich a) ein Schreibtisch-Schoner, b) Häkeldeckchen, c) Yogamatten oder d) Malerfolie.
Dies hat sich nun geändert. Seit ich die Ausschreibung für die Gestaltungselemente des Schlossgartens fürs Jubiläum 2015 betreue.

SAMSUNGBis zum 18. Februar konnten sich Interessenten für die Teilnahme an zweierlei Ausschreibungen bewerben: für die Eröffnungsfeier und für die temporäre Spielstätte im Schlossgarten, ein Pavillon. Alles in allem hatten wir bis Freitag, den 15. ziemlich genau drei Einsendungen. Für alles. Da man nicht nervös werden… übers Wochenende ging es dann plötzlich rund (DANKE @ Carolin, die extra samstags reinkam um den Briefkasten zu verarzten!) und Montag bis zur Deadline, ganz stilecht High Noon – 12 Uhr, waren es sage und schreibe 60 Pakete!2013-02-20 KistenBewerberManuel
Mit einem Anwalt gemeinsam sind die feierlich aufgemacht und dokumentiert worden, und jetzt wird erstmal alles von Fachleuten geprüft. Wie einen Schatz bewache ich nun die Kisten mit den Bewerbungskopien, die bei mir am Platz verbleiben und krächze ab und zu „My Precious!“ wie Gollum. Mein neuer Kollege Manuel (erstmals im Bild) ist da noch entspannter.

Und was bleibt? Die Unterlage. Die muss jetzt fertig erstellt werden. Genauer gesagt:  zwei. Einmal für die Eröffnung und – Surprise – für den Pavillon.
In den Verdingungsunterlagen steht dann die jeweilige Aufgabenstellung ganz genau drin, und auch die Einschränkungen, an die wir uns halten müssen.
Nachdem wir uns mit den Themen inhaltlich und räumlich am Schloss bewegen, gibt es viel zu  bedenken. In meinem Kopf rattert’s ständig: legen wir Gesamtfläche X zugrunde. Wenn die ganzen Bereiche, wo Bäume sind, wegfallen bleibt Y. In Y ist manches zu weit weg von der Anfahrt oder zu nah an der Tierpopulation. Bleibt Z. Z beherbergt aber das Bähnchengleis. Die Bahn muss ja fahren können. Also subtrahieren wir nochmal. Bleibt.. Ä. Übrig ist also 1/Ä-tel von der Äusgangsfläche. In einem meiner wiederkehrenden Angstträume höre ich das Folgende zur Musik von „My Fair Lady“:

bittenichtfuettern# Das alte Denkmal ist ganz groß
drum Abstand halten schön zum Schloss,
ins weite Grüne sollt ihr streben,
(doch nur mit Nähe zu den Wegen)
Der „Sichtachsen“ gibt’s tausendviel
wer da was stellt hat keinen Stil.
Wer Rasen liebt, will Wege laufen –
die aber nah am Schloss verlaufen.
Betracht‘ man die Logistik
Verdichtet sich Heuristik,
denn dann heißt’s Leitungen zu teilen –
die aber ganz woanders weilen.
Gut geplant sei’s, ohne Hast,
denn Vorsicht: die Punktlast!
Wo Tiefgaragendecken knarren
Und Böden sich verdichten
Ist schwerer Gäste anzukarren
Die hier Kultur verrichten #

Ich bin gespannt, welche Dienstleister aus den 60 Packen ausgewählt werden, uns ihre Vorschläge zu schicken, und wie das Ergebnis dann wird.
Spannend bleibt es allemal… (^ap)

Der widerspenstigen Zähmung

12 Nov

Unsere Demokratie hat in den letzten Jahren ein ganzes Bestiarium aus Hörsaalbesetzern, Baumschützern und Wutbürgern hervorgebracht. Gemeinsam machen sie sich auf, die Demokratie zu demokratisieren. Viele wollen mitreden und mit entscheiden. Manch Einer wird jedoch das Gefühl nicht los, dass der Ruf nach mehr Beteiligung und damit einhergehende Formen des Protests oft fehlende Inhalte bemänteln. Das klassische Mittel der politischen Partizipation, persönliches Engagement in politischen Parteien und Vereinen, scheint jüngst etwas Sex-Appeal eingebüßt zu haben und sieht neben den Emanationen des zivilen Ungehorsams gelegentlich ziemlich alt aus. Aber die gewählten Vertreter haben ihrerseits gelernt, mit der neuen Beteiligungswut umzugehen. Beteiligung? Nur zu!

Jeder ein Bürgermeister! – Pragmatische Partizipation.
Das 3. Forum Stadtjubiläum, ein klassisches Beratungsgremium für Bürger, ist aus meiner Sicht ein Beispiel für die Wechselbeziehung von Konflikt und Konsens. Aus dem Wunsch nach individueller Teilhabe entstehen kontrovers ausgetragene Konflikte verschiedener Interessengruppen in einer Stadt (oder: der Konflikt, der Stadt „ist“). Im Zusammenspiel mit lokalen Medien können diese Konflikte eine ganz eigene Dynamik entwickeln und auf Projekte wie ein groß angelegtes Stadtjubiläum einen gewissen Rechtfertigungsdruck ausüben. Beteiligungsprozesse kanalisieren dieses Konfliktpotential und sollen es möglichst in Konsens überführen. Ein guter Beteiligungsprozess kann ein Projekt vor der Torpedierung aus verschiedenen Richtungen schützen und auf eine breitere Basis stellen. So verstanden fungiert Beteiligung weniger als Motor für die Weiterentwicklung eines Projekts, sondern eher als Stabilisator oder Stoßdämpfer. Beteiligung ist gleichsam ein Blitzableiter, um Entscheidungen zu legitimieren und daran geknüpfte Verantwortung zu delegieren. Dies gilt insbesondere für Groß-Infrastrukturprojekte – beinah jede deutsche Stadt hat ihr eigenes Beispiel – wobei jeweils der Wille des Souveräns als ultima ratio angeführt wird.

Albtraum Partizipation?
Meine Beobachtungen sind keineswegs kritisch gemeint. Denn Stringenz, Handlungsfähigkeit und Planungssicherheit sind im Interesse aller Projektverantwortlichen und in dieser Hinsicht äußerst konstruktiv. Aus Sicht der Beteiligten wird die oben geschilderte pragmatische Form der Partizipation jedoch durchaus kritisch hinterfragt. „Partizipation ist zu einer rein symbolischen Geste geworden,“ bringt Markus Miessen, Autor des etwas überspannten Merve-Bändchens Albtraum Partizipation, die Gegenposition auf den Punkt. „Gegen wirkliche Partizipation ist nichts einzuwenden. Nur geht es darum bei runden Tischen, Mitgliederbefragungen etc. meist nicht – geschweige denn darum, neue Ideen in die Welt zu setzen. Es geht vielmehr darum, Entscheidungen, die im Kern längst getroffen sind, zu legitimieren“, so Markus Miessen in einem Interview in der aktuellen brand eins.

Rituale des Halbwissens: Dilettantische Partizipation.
Markus Miessen fügt dem Bestiarium der modernen Demokratie einen weiteren abstrakten Typus hinzu, den „Cross Bencher“, die Figur des ungebetenen Störers und Außenseiters, den unbedarften Amateur. Es ist sehr billig, die sogenannte Theorie gegen die sogenannte Praxis auszuspielen und umgekehrt. Aber vermutlich sind mit den „Cross Benchern“ nicht jen Verwirrten gemeint, von denen es in jedem Plenum mindestens Eine oder Einen gibt. Indem sie als Fremdkörper wahrgenommen werden, zeigen sie deutlich die Ausrichtung eines Forums auf den einen rationalen Konsens, ohne ihn je zu gefährden. Die BEteiligungsform des Forums ist keine Plattform, auf der sich ungefragt zu Wort gemeldet werden kann, hier gibt es keine „Cross Bencher“. Im Forum geht es nicht darum, tatsächlich produktiv zu sein und „eine Stadt für alle!“ zu bauen. Miessen führt den Wunsch nach bewusst dilettantischer „Mikro-Politik“ und Fragmentierung ins Feld, die aus seiner Sicht der prästabilisierten Harmonie einer repräsentativen Mehrheit entgegensteht. Verantwortung übernehmen, Mühe und Arbeit investieren, der gute Knecht des Gemeinwesens sein? Miessens Apologie des intellektuellen Außenseiters (im Grunde eine Apologie des prekären Architektenberufs als „Fachdisziplin ohne Profession“) rückt Beteiligung in die Nähe des romantischen Bildes vom einsamen Künstler-Vagabunden jenseits aller „Kraftfelder, Machtbeziehungen und politischen Verstrickungen“. Er verklärt Partizipation zum interesselosen Streiten für das gemeinsame Beste, zu einer „parasitären und unparteilichen Form der Beratung“.

Wir gehen derweil einen Schritt weiter auf unserem Weg zum Jubiläum. Im Sommer 2013 werden die Stadtteilvertreter geladen, diesmal soll dann auch etwas entschieden werden, wie es heißt. (cf)