Dieses Sprichwort gilt für viele Situationen im Leben, doch bei Eröffnungen oder festlichen Anlässen ist die Rede ein fester Bestandteil, an der der Veranstalter nicht vorbei kommt. Das Publikum wird entweder von der Botschaft berührt oder zählt die Sekunden bis zum nächsten Programmpunkt. Auch ich lauschte bereits etlichen Reden. Bisher habe ich mir aber noch nie Gedanken gemacht, welch ein Prozess hinter einer solchen Rede steckt. Das änderte sich, als ich mein Praktikum bei der Stadtmarketing Karlsruhe GmbH begonnen habe.
Reden verfassen gehört bei uns in der Presseabteilung ebenso wie Pressemeldungen oder Newsletter-Texte schreiben zum Arbeitsalltag. An einer Magnetwand in unserem Büro sind die Redeaufträge für diverse Bürgermeister und unseren Chef angebracht. In großen Buchstaben prangen auf den Blättern Haftnotizen mit den Namenskürzeln der Mitarbeiterinnen, die sich der Rede angenommen haben, und mit Leuchtstift sind – ganz wichtig – die Abgabetermine markiert. Da die Reden verschiedene Instanzen durchlaufen müssen, bis sie schließlich beim eigentlichen Redner sind, müssen sie frühzeitig fertig sein.
Wie schreibt man nun eine Rede? Vor genau dieser Frage stand ich Mitte Januar. Zuerst griff ich zum „Handbuch Redenschreiben“, damit ich mir ein erstes Bild vom Ablauf machen konnte: Recherche, Auswahl der Themen, Gliederung und Schreiben des Textes. Darüber hinaus gehört zu einer Rede der gekonnte Einsatz von stilistischen Mitteln. Und die wichtigste Regel: Behalte stets die Wünsche des Publikums im Kopf! Mit dieser theoretischen Grundlage machte ich mich daran, meine erste Rede zu „produzieren“. Das Thema: Die „Stadtwerke Eiszeit“.
Und ich stellte fest: Die Theorie ist – wie so oft – nicht leicht in die Praxis umzusetzen. Welche Worte sind angemessen, sie dem Redner „in den Mund zu legen“? Wie soll die Rede beginnen? Ist die Gliederung geeignet? Über solche Dinge zerbrach ich mir den Kopf, bis am Ende die geeigneten Stichworte auf dem Papier standen und freigegeben wurden.
Wie der Redner seine Vorlage nutzt oder in welchem Maße die Rede von anderen Personen nochmals geändert wird, steht übrigens auf einem anderen Blatt. Eine Rede ist letztlich wie Flaschenpostspielen – man weiß nie, was am Ende vorgetragen wird.
(^nw)